Salam Aleikum,
Nach einem tollen Essen gestern in einem gehobenen Restaurant (ich habe Kamel gegessen. Es war echt lecker. Vergleichbar mit Rindfleisch) und einer wunderbar ruhigen Nacht in unserem Riad, konnten wir etwas länger schlafen und sind gegen 9:30 zu unserer Stadtbesichtigung aufgebrochen. Der heutige Tag war allerdings super anstrengend, äußerst faszinierend und sehr teuer!
Zunächst ging es zum Königspalast mit seinem beeindruckenden ca. 10-12m hohen Palasttoren, die durch fein eingearbeitet Intarsien durchzogen waren. Sehr beeindruckend. Dann ging es weiter durch das
Jüdische Viertel. Juden leben hier allerdings schon lange nicht mehr, es gibt aber wohl noch circa 400 jüdische Familien die in der Neustadt von Fès wohnen.
Weiter ging es mit dem Bus zu einer alten Festung auf einem Bergrücken, von der wir einen wahnsinnigen Blick auf die gesamte Stadt Fès hatten.
Da heute unter anderem das Handwerk auf dem Programm stand, welches hier in Fès ansässig ist, sind wir nun zu einer Keramikmanufaktur gefahren. Hier konnten wir hautnah miterleben, wie die tollen Keramiken, von der Tajine über Tassen und Wandbilder bis hin zu riesengroßen Vasen und Tischen, gefertigt werden. Schon Wahnsinn, wie viel Arbeit hier drin steckt. Besonders beeindruckend fand ich die Bearbeitung von Keramiktafeln zu Mosaiksteinchen.
Anschließend ging es endlich in die Medina von Fès, dem ältesten Stadtteil. Ein Wirrwarr von kleinen und größeren Gassen, in dem man sich wirklich leicht verirren kann. Überall waren entweder Wohnungen oder Marktstände und es gab wirklich alles zu kaufen, was man sich nur vorstellen konnte. Auch waren die Gerüche an jeder Ecke anders, mal roch es nach dem frischen Fischen oder dem Fleisch, was angeboten wurde, dann wieder nach Parfüm oder Räucherstäbchen. Auch unangenehme Gerüche waren natürlich dabei. Ich muss sagen, dass mir die Medina bis jetzt am besten gefallen hat. Es war teilweise wie in einer anderen Welt. Denn die Häuser sind zum Teil sehr hoch und man läuft durch richtige Häuserschluchten.
Im Viertel der Kupferschläger, habe ich mir eine schöne versilberte Teekanne zugelegt. Natürlich mit ein wenig Feilschen. Ich freue mich schon, damit in Deutschland demnächst frischen marokkanischen Minztee aufzugießen.
Bevor es weiter durch die Medina ging, gab es noch ein Mittagessen. Das Restaurant war zwar sehr beeindruckend und reichte über mehrere Etagen, aber die extrem kalt eingestellte Klimaanlagen trübte ein wenig das Essen. Dies war allerdings sehr gut und ich habe eine Bastille gegessen: Blätterteig, welches mit Hühnchen, Gewürzen und Gemüse gefüllt ist. Der Blätterteig wird dann mit Puderzucker bestreut und hat eine obere süße Schicht. Sehr interessant das Ganze und wirklich lecker.
Nach dem Essen ging es dann weiter durch die Medina, zunächst zur ältesten Universität der Welt, die ca. im Jahre 900 gegründet wurde. Wir konnten die wunderbare Eingangshalle sowie die Schlafräume der Studenten besichtigen.
Durch enge düstere Gassen ging es dann zum nächsten Handwerk, der Gerberei. Hier konnten wir von oben einen Blick auf die Gerberbottiche werfen. Gegen den dort übel riechenden Gestank hatte man uns am Eingang der Ledermanufaktur ein wenig marokkanische, frische Minze in die Hand gedrückt. Dies konnte man bei Bedarf mit den Fingern vertreiben und sich unter die Nase reiben. Die angebotenen Lederwaren (Taschen, Jacken, Schuhe) hatten schon wirklich eine sehr hohe Qualität.
Als letztes ging es nun zu den Webern. Hier konnten wir sehen, wie die fantastischen Stoffe gewebt werden. Besonders interessant fand ich die Tatsache, dass hier Seide aus der Agave (die man ja vornehmlich als Grundzutat für den Tequila und Mezcal kennt) gewonnen wird. Die Stoffe sind wirklich fantastisch glatt und fühlen sich sehr weich an. Auf dem Bild unten seht ihr mich übrigens mit Machmud, der uns auf Deutsch alles ganz genau erklärte, und mit dem ich später eine harte Verhandlung um den Kauf eines Kaftan führen sollte (das Ergebnis der Verhandlung seht ihr am Ende des Blogs, danke an Torsten für das Bild).
Als Abschluss unserer schönen Stadt Besichtigung haben wir uns das berühmte blaue Tor, einem der Eingänge zu Medina, von außen angeschaut und waren erschöpft und einige Dirham ärmer gegen 18:00 Uhr wieder in unserem Riad angekommen. Wir sind dann noch ein wenig um die Häuser gezogen und haben noch eine Kleinigkeit gegessen (Danke an Mario für das Bild).
Morgen steht eine Tagesfahrt zur Königstadt Meknes und den römischen Ruinen von Volubilis auf dem Programm.
Ach ja: hier noch das Ergebnis der harten Verhandlungen. Der Hochsommer in meiner Dachgeschosswohnung kann kommen:
Liebe Grüße und bis dann
Euer Dirk
Wieder klasse Bilder und die neue Kleidung ist auch sehr schick. Schade, dass ich keinen direkten Blick auf deinen Balkon habe.