»Der kahle Teufel wird dir was zeigen, aber nicht wir«, sagte der Gevatter und nahm eine stolze Haltung an.
»Was geht es dich an?« sagte der Weber. »Wir haben es zusammengesungen, und nicht du.«
»Nein, du wirst es mir zeigen, du nichtsnutziger Trunkenbold!« schrie das Weib, indem sie dem langen Gevatter einen Schlag unters Kinn versetzte und sich an den Sack heranmachte.
Aber der Gevatter und der Weber verteidigten den Sack tapfer und zwangen sie zum Rückzug. Sie hatten aber kaum Zeit, sich zu besinnen, als die Gevatterin mit dem Schürhaken in der Hand in den Flur herauslief. Sie schlug ihrem Mann mit dem Schürhaken flink auf die Hände, dem Weber auf den Rücken und stand schon neben dem Sack.
»Warum haben wir sie herangelassen?« sagte der Weber, als er wieder zu sich gekommen war.
»Ja, warum haben wir sie herangelassen? Sag, warum hast du sie herangelassen?« fragte der Gevatter kaltblütig.
»Euer Schürhaken ist wohl aus Eisen!« sagte der Weber nach kurzem Schweigen, sich den Rücken kratzend. »Meine Frau hat im vorigen Jahr auf dem Jahrmarkte einen Schürhaken gekauft, hat einen Viertelrubel dafür bezahlt: der ist nicht so übel . . . tut gar nicht weh . . .«
Die triumphierende Hausfrau stellte indessen das Talglämpchen auf den Boden, band den Sack auf und blickte hinein. Aber ihre alten Augen, mit denen sie den Sack so gut erspäht hatte, täuschten sie diesmal. »He, da liegt ja ein ganzer Eber!« rief sie, vor Freude in die Hände klatschend.
»Ein Eber! Hörst du: ein ganzer Eber!« sprach der Weber und stieß den Gevatter in die Seite. »Du allein bist schuld!«
»Was ist da zu machen!« sagte der Gevatter achselzuckend.
»Was da zu machen ist? Warum stehen wir so da? Nehmen wir ihr den Sack weg! Pack an!«
»Geh weg, geh weg! Der Eber gehört uns!« schrie der Weber, vorrückend.
»Geh, geh, du Teufelsweib! Es ist nicht dein Gut!« schrie der Gevatter, sich ihr nähernd.
Die Gattin griff wieder zum Schürhaken. Aber Tschub kam in diesem Augenblick aus dem Sacke gekrochen, pflanzte sich mitten im Flur hin und reckte sich, wie ein Mensch, der soeben aus einem langen Schlaf erwacht ist.
Die Frau des Gevatters schrie auf, schlug sich mit den Händen auf die Hüften, und alle sperrten unwillkürlich die Mäuler auf.
»Warum sagt das dumme Weib, es sei ein Eber! Es ist doch gar kein Eber!« meinte der Gevatter, die Augen aufreißend.
»Sieh nur, was für ein Mensch in den Sack geraten ist!« sagte der Weber, vor Angst zurückweichend. »Du kannst sagen, was du willst, aber hier ist sicher der Teufel im Spiele. Der kann ja nicht mal durch ein Fenster kriechen!«
»Das ist ja mein Gevatter!« rief der Gevatter, ihn erkennend.
»Und was glaubtest du?« fragte Tschub mit einem Lächeln. »Was, habe ich euch nicht einen feinen Streich gespielt? Ihr wolltet mich schon wie Schweinefleisch aufessen? Wartet, ich will euch noch eine Freude machen: im Sacke liegt noch etwas, wenn auch kein Eber, so doch sicher ein Ferkel oder sonst was Lebendiges. Unter mir hat sich fortwährend etwas bewegt.«
Der Weber und der Gevatter stürzten sich über den Sack, die Hausfrau klammerte sich an ihn an der anderen Seite, und die Schlägerei wäre wohl wieder losgegangen, wenn nicht der Küster, welcher jetzt einsah, daß er sich nirgends mehr verstecken konnte, von selbst aus dem Sack herausgekommen wäre.
Die Frau des Gevatters erstarrte vor Schreck und ließ den Fuß los, an dem sie den Küster aus dem Sacke herauszerren wollte.
»Da ist noch einer!« rief der Weber erschrocken. »Der Teufel weiß, wie es jetzt in der Welt zugeht . . . Der Kopf dreht sich einem im Kreise . . . Man wirft jetzt weder Würste noch Brote, sondern Menschen in die Säcke!«
»Das ist ja der Küster!« sagte Tschub, der mehr erstaunt war als die anderen.
»Da haben wir’s! Ei, diese Ssolocha! Einen Menschen in einen Sack zu tun . . . Darum sah ich auch bei ihr die Stube voller Säcke . . . Jetzt weiß ich alles: sie hatte in jedem Sack zwei Menschen sitzen. Und ich glaubte, daß sie mir allein . . . So ein Weib ist also diese Ssolocha!«
Morgen geht es weiter…
Prachtfarben, beneidenswertes Foto. Man merkt die trockene Saharaluft.