Der wahre Geist der Weihnacht – Teil 2
Weiter ging es in die Stadt. Natürlich gab es keinen Parkplatz mehr. Die einzige Lücke war die zwischen meinen Zähnen. Nach drei Runden um den großen Parkplatz herum gab ich es auf, einen Parkplatz zu manifestieren. Manche behaupten, das zu können. Das sind alles Idioten, dachte ich und parkte auf dem Behindertenparkplatz. Hm, das Manifestieren hat also doch funktioniert, dachte ich und beeilte mich. Für die paar Minuten könne man schon mal falsch parken.
Ich hatte keine Ahnung, was ich meiner Frau schenken sollte. Aber ich meinte mich zu erinnern, dass sie mir die letzten Wochen sehr viele Winke mit dem Zaunpfahl gegeben hatte. Aber welche? Völlig ratlos ging ich zum Juwelier. Im Zweifel immer etwas beim Juwelier kaufen, dachte ich. Dort war eine lange Schlange von Männern, die ähnlich ratlos aussahen wie ich.
Es dauerte ewig, bis ich drankam. Aber ich hatte Glück. Denn während ich die Ausstellungsstücke inspizierte, fiel mein Blick auf eine Kette, die mir richtig gut gefiel und bei der ich wirklich und wahrhaftig das Gefühl hatte, sie würde meiner Frau gut stehen. Allerdings kostete sie dreihundert Euro. Als ich nach einer guten Stunde endlich an der Reihe war, kaufte ich die Kette trotzdem. Ich versuchte noch, die Kette herunterzuhandeln.
So böse wie mich die Verkäuferin anschaute, musste ich froh sein, dass die Verkäuferin nicht für das weihnachtliche Verpacken noch einen saftigen Aufpreis verlangte. Als ich zum Auto zurück hetzte, ärgerte ich mich über das viele Geld. Und über die vielen Menschen. Die Fußgängerzone war voll, im Slalom umkurvte ich die Leute, aber es wurde trotzdem immer später.
Als ich endlich am Auto ankam, klemmte etwas an der Windschutzscheibe. Es war kein freundlicher Weihnachtsgruß der städtischen Politesse. Länger als eine Stunde auf einem Behindertenparkplatz falsch zu parken, kostet übrigens einen Punkt in Flensburg. Und 300 Euro. Ein teuer Spaß, dachte ich.
Nun musste ich nur noch durch die halbe Stadt zum Lebensmitteldiscounter, dann konnte der stressfreie, besinnliche Weihnachtsteil mit dem Schmücken der Weihnachtsstube zusammen mit der Familie beginnen. In der ganzen Stadt war Verkehrschaos. Autos hupten, lauter Vollidioten, die mal wieder bis zur buchstäblichen letzten Minute gewartet hatten, um Geschenke zu kaufen. Und Dutzende Paketautos, die unkontrolliert auf der Straße stehenblieben und die Wege blockierten.
Während ich schimpfend langsam auf die Kreuzung rollte, krachte es. Irgend so ein Hirni war mir von rechts direkt in die Seite gefahren. Ich war schon bereit, mit meiner Schimpfkanonade anzusetzen, als ich begriff, dass ich es war, der ihm die Vorfahrt genommen hatte.
Obwohl sich unsere Autos nur leicht touchiert hatten, stand der fette Audi des anderen rauchend mitten auf der Straße, der Kotflügel war abgefallen. Ein kleines Krisperl stieg aus dem Auto, hielt sich die Hände vors Gesicht und weinte beinahe. Autos hupten und versuchten, sich an unseren verkeilten Autos vorbeizuzwängen.