Seine bekannteste Arbeit ist das im März 1993 entstandene Foto The Vulture and the little Girl, das ein halb verhungertes, kleines sudanesisches Kind zeigt, das scheinbar von einem Geier beobachtet wird.
Das Foto des hungernden Kindes
Umstände zu seiner Entstehung laut Carter
Als Carter die Situation fotografierte, setzte sich ein Geier in die Nähe des Kindes, das Carter für ein Mädchen hielt. Nach eigenen Angaben wartete Carter, um ein besseres Foto zu bekommen, etwa 20 Minuten darauf, dass der Geier seine Flügel ausbreite. Als dies aber nicht geschah, verjagte er den Vogel, um das Kind zu schützen. Laut Carter hatte sich das Kind soweit regeneriert, dass es seinen Weg habe fortsetzen können.
Abweichende Schilderung der Umstände
Der portugiesische Fotojournalist João Silva begleitete Carter in den Sudan. In einem Interview mit dem japanischen Journalisten und Autor Akio Fujiwara – veröffentlicht in Fujiwaras Buch The Boy who Became a Postcard (Ehagaki ni Sareta Shōnen) – schildert Silva die Umstände des prämierten Fotos anders.
Laut Silva wurden Carter und Silva von Mitarbeitern der Vereinten Nationen im Rahmen der „Operation Lifeline Sudan“ eingeflogen. Am 11. März 1993 landeten sie im südlichen Sudan. Die UN sagte ihnen, man werde in 30 Minuten wieder abfliegen, nachdem die mitgebrachten Lebensmittel verteilt worden seien. Die Fotografen begaben sich auf Motivsuche. Die UN-Mitarbeiter begannen, das Getreide zu verteilen, und die Frauen des Dorfes kamen aus ihren Holzhütten zum Flugzeug. Silva machte sich auf die Suche nach Guerilla-Kämpfern, Carter blieb in der Nähe des Flugzeugs.
Laut Silva war Carter schockiert, da er zum ersten Mal konkret mit einer Hungersnot konfrontiert war. Carter machte also viele Bilder von verhungernden Kindern. Auch Silva begann, Kinder am Boden zu fotografieren, die aussahen, als würden sie weinen. Diese Bilder wurden nicht veröffentlicht. Die Eltern waren damit beschäftigt, die Lebensmittel vom Flugzeug entgegenzunehmen, und ließen ihre Kinder nur kurz allein, während ihnen die Nahrung ausgehändigt wurde. Zu diesen Kindern gehörte auch das Kind auf Carters Foto. Ein Geier landete hinter dem Mädchen. Um die beiden besser im Bild zu haben, näherte sich Carter sehr vorsichtig, um den Geier nicht zu verscheuchen, und machte ein Foto aus zehn Metern Entfernung. Er drückte noch mehrmals ab, dann flog der Geier weg.
Ein Sudanese gab Jahre später an, dass das fotografierte Kind sein Sohn Kong Nyong gewesen sei. Dieser habe die Hungersnot überlebt, sei aber einige Jahre vor der Aussage seines Vaters verstorben.
Reaktionen
Das Bild ging, nachdem es zuerst in der New York Times veröffentlicht worden war, um die ganze Welt. Carter gewann daraufhin 1994 den Pulitzer-Preis. Nach Veröffentlichung und Auszeichnung des Fotos wurde Carter vorgeworfen, er habe die Situation für seinen eigenen Ruhm als Fotograf ausgenutzt.
Leben
Nach den kritischen Bewertungen zu seinem Foto wandte er sich vom Fotojournalismus ab, um als Naturfotograf zu arbeiten. Nur zwei Monate nach der Pulitzerpreisauszeichnung beging Kevin Carter durch eine Kohlenmonoxidvergiftung in seinem Wagen, den er in der Nähe seines Elternhauses abgestellt hatte, Suizid. Er hinterließ eine siebenjährige Tochter.
Aus seinem Abschiedsbrief:
Wirkung
Die Manic Street Preachers nahmen 1996 auf ihrem Album Everything Must Go ein Lied über Kevin Carter auf. Das Konzeptalbum Poets and Madmen von Savatage baut ebenfalls auf der Tragik Kevin Carters auf. Die im Booklet erzählte fiktive Geschichte von Jugendlichen, die den totgeglaubten Carter in einer verlassenen Irrenanstalt auffinden, nimmt ausdrücklich Bezug auf das Foto.
2004 drehte Dan Krauss einen Dokumentar-Kurzfilm mit dem Titel The Death of Kevin Carter: Casualty of the Bang Bang Club, der 2006 für den Oscar nominiert wurde.
Der chilenische Künstler Alfredo Jaar schuf 2006 die Installation The Sound of Silence, die in Form einer Videoprojektion das Leben und den Tod Kevin Carters darstellt.
Quelle: Wikipedia, Seitenaufruf vom 15.06.2020
Portrait-Photo: Ilagardien