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18. Dezember 2024

Der wahre Geist der Weihnacht – Teil 3

Der russischstämmige Italiener jammerte auf Englisch, dass er noch heute zurück nach Frankreich fahren wollte und, dass er ohne Auto seine Familie nicht wiedersehen könne. Sein ganzes Weihnachten sei im Eimer. Meines auch, dachte ich, sagte es aber nicht laut.

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Wir entkeilten unsere Autos, lotsten die schimpfenden Weihnachtsautofahrer vorbei und tauschten unsere Versicherungsnummern aus. Damit war die Sache für mich erledigt. Zum Glück konnten beide Autos noch fahren. Wenn auch nur 10 km/h und laut krachend. Wir würden es beide in unsere Werkstatt schaffen. Wir führten, begleitet von einem weihnachtlichen Hupkonzert, eine lange Karawane im Schneckentempo durch die Stadt, fuhren in Richtung Gewerbegebiet, wo sich unsere Wege trennten.

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Meine Werkstatt hatte natürlich schon Feierabend. Aber ich durfte den Wagen immerhin über Weihnachten stehenlassen. Wer braucht über die Feiertage schon ein Auto?

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Ich zog das Weihnachtsbaumskelett aus dem Wagen und trug es durch die halbe Stadt zurück nach Hause. In dem Moment begann es aus Eimern zu schütten. Es würde definitiv keine weiße Weihnacht werden. Einige Kinder deuteten lachend mit dem Finger auf mich, aber ich ließ mir meine gute Weihnachtslaune nicht nehmen.

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Meine Wut sparte ich mir für daheim auf. Dort wurden als Erstes die Kinder von mir zusammengeschissen, weil sie noch nicht mal angefangen hatten, daheim aufzuräumen.

Den Nachmittag über schmückten wir den mageren Rest, der noch von unserem Christbaum übriggeblieben war, und dekorierten die Wohnung. Bis auf den Adventskranz, der kurz zu brennen angefangen hatte, als wir uns über die Farben der Christbaumkugeln stritten, blieb der Nachmittag unfallfrei.

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Die Kinder schauten heimlich TikTok-Videos und schmückten die Krippe mit ihren Fortnite-Action-Figuren und den Pokémon, die von Playmobil-Hirten gehütet wurden.

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Der Baum sah letztendlich sogar richtig schön aus. Bis der Staubsaugerroboter eine Runde fuhr, um die Nadeln, die im ganzen Wohnzimmer verstreut lagen, aufzusaugen. Er verhedderte sich im Kabel der Weinachts-LEDs und drehte sich so lange im Kreis, bis der Christbaum in Schieflage geriet und schließlich krachend umkippte. Da die eine Flanke der vertrockneten Äste komplett abknickte, war nicht mehr viel zu retten. Wir stellten ihn am Ende so in die Ecke, dass zumindest die eine Hälfte noch akzeptabel aussah.

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Als wir das Weihnachtszimmer absperrten, ging es in der Küche weiter. Meine Frau fragte mich, ob ich alles bekommen hätte. Ich dachte kurz nach. Dann fiel mir ein, dass ich vor lauter Unfällen ganz vergessen hatte, einkaufen zu gehen. Jetzt war es zu spät. Also schaute meine Frau nach, was noch in der Tiefkühltruhe lag. Für das Weihnachtsmahl bereitete sie schließlich Fischstäbchen mit Pommes und zur Nachspeise die restlichen Kaktus-Eis, die vom Sommer übriggeblieben waren, vor.

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